Zusammenfassung: Der 29-jährige Wirtschaftsingenieur Simon, der diese Geschichte in der Ichform erzählt, hat bereits als junger Mann ziemlich schnell Karriere gemacht. Dazu hat sicher beigetragen, daß er sich nach dem Unfalltod seiner Frau in den letzten drei Jahren ganz besonders auf die Arbeit gestürzt hat. In seiner jetzigen Stellung als Leiter einer technischen Abteilung mit etwa 25 Beschäftigten hat er sogar ein eigenes Vorzimmer mit der etwas älteren und recht fülligen Jeannette als Sekretärin, deren fachliche Fähigkeiten und Kenntnisse im Betrieb er schon in den ersten Wochen zu schätzen lernt. Allerdings scheint sich Jeannette wegen ihrer barocken Körperfülle zu genieren, die sie immer mit recht unvorteilhaften sackartigen Kleidern weitgehend zu kaschieren sucht. Aus ihrer Personalakte weiß Simon, daß Jeannette geschieden ist, und aus der Gerüchteküche hat er bereits vernommen, daß ihre jüngeren und schlankeren Kolleginnen zwar über Jeannettes Figur sticheln, obwohl ihr die meisten von denen fachlich nicht das Wasser reichen können. Daher spart Simon nicht mit Lob, wenn Jeannete ihn auf Besonderheiten des Betriebes oder Schrullen einzelner Mitarbeiter hinweist, was ihn schon vor so manchem Fauxpas bewahrt hat. Ansonsten steht Simon durchaus auf üppige Weiblichkeit und bedauert, daß Jeannette offensichtlich nicht zu ihrer Figur steht. Als sie eines Tages ziemlich zerknirscht aus der Personalabteilung zurückkommt, bittet Simon sie in sein Büro und erkundigt sich, was eigentlich vorgefallen ist. Daraufhin klagt ihm Jeannette ihr Leid. Sie wird nämlich nicht nur von ihren Kolleginnen, sondern zum Teil sogar von deren Chefs wegen ihrer üppigen Figur aufgezogen. Außerdem sieht sie jetzt sogar der Personalchef für die Firma als zu dick an, und hat ihr eine Frist für nachzuweisende Diäterfolge gesetzt. Das alles trifft Jeannette besonders deshalb so stark, weil ihr Mann ihr als Scheidungsgrund eingeredet hat, sie wäre ihm zu dick geworden.
In einem längeren persönlichen Gespräch kann Simon Jeannette ermutigen, ihre herrlich barocke Figur zu akzeptieren und durch vorteilhaftere Kleidung sogar noch hervorzuheben. Da es inzwischen bereits spät geworden ist, lädt Simon sie erstmals zum Essen in ein gutbürgerliches Restaurant ein und ermuntert sie, sich nicht unnötig zurückzuhalten. Selbstverständlich bekommt Jeannette in den nächsten Wochen und Monaten hin und wieder Angst vor ihrer eigenen Courage, aber Simon spart nicht mit Komplimenten, um sie auf dem eingeschlagenen Weg zu bestärken. Viele Kolleginnen staunen über das erstarkte Selbstbewußtsein Jeannettes, die jetzt häufig mit verblüffend schlagfertigen Antworten auf irgendwelche Lästereien reagiert. Die meisten Mitarbeiter aus Simons Abteilung, die Jeannettes Arbeitseinsatz und Organisationstalent zu schätzen wissen, freuen sich sogar, daß sie nicht mehr wie eine sprichwörtliche "graue Maus" verhüllt ist. Als Jeannette das nächste Mal zum Personalchef zitiert wird, geht Simon mit und hört sich an, was der über Jeannette und deren Figur zu meckern hat. Da Simon ein erhebliches Mitspracherecht bei Personalangelegenheiten seiner Abteilung hat, stößt er den Personalleiter gründlich zurecht und beschwert sich anschließend schriftlich bei der Geschäftsleitung über dieses Mobbing. Da es im gesamten Betrieb offenbar noch mehr derartige Fälle gibt, scheidet der Personalchef schon kurz darauf "auf eigenen Wunsch" aus. Zu diesem Zeitpunkt gehen Simon und Janette bereits regelmäßig zum gemeinsamen Essen aus, bei dem Jeannette sich inzwischen immer bereitwilliger zu größeren Portionen bzw. mehr Gängen verführen läßt und langsam aber sicher zulegt. Nach einem Jahr werden die beiden ein Liebespaar und nach einem weiteren Jahr heiraten sie sogar. Da die Abteilung unter Simons Leitung sehr erfolgreich geworden ist, konnte er die Geschäftsleitung davon überzeugen, daß Jeannette auch als seine Frau weiterhin zum Wohle des Betriebes mit ihm zusammenarbeitet. Dabei bleibt Simons Fürsorge jedoch nicht ohne Einfluß auf Jeannette. So legt in den nächsten Jahren nicht nur beständig zu, sondern erlangt durch die Liebe und Zuwendung ihres Ehemannes auch das nötige Selbstbewußtsein, um sich mit ihrer immer barocker werdenden Figur zu identifizieren.
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Text folgt
Erschienen: 30.12.06 / Aktualisiert: 03.03.08